Vatikan
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Papst, Vatikan und gesunder Menschenverstand

Wer weiß nicht, was der Hexenhammer im Mittelalter war und welche Katastrophe er mitverursacht hat? Er war Grundlage für Hexenprozesse und Folterungen, die im Namen der Kirche durchgeführt wurden. Am Beispiel der Prozesse gegen Jeanne d'Arc wird deutlich, dass es wohl häufiger um Politik, Macht und persönliche Vorteile für die Ankläger ging als um die Durchsetzung christlich-ethischer Grundsätze. Vermutlich gab es im höheren Klerus kaum jemanden, der wirklich an Hexenkraft und Teufelsbund der angeklagten glaubte. Mir ist nicht bekannt, dass der Vatikan oder irgend ein Papst sich öffentlich für dieses unglaubliche, Jahrhunderte andauernde Massaker entschuldigt hätte, oder gar Reparationen geleistet worden wären. Man könnte sogar sagen, dass das Gegenteil eingetreten ist, dann 1999 wurde eine Neuauflage eines Buches zur Teufels- und Dämonenaustreibung vom Vatikan veröffentlicht.

14.5.1999 J.R.

 

§218 und die Schwangerenberatung durch die katholische Kirche, zwei Gegensätze, die sich offensichtlich immer weniger anziehen, jedenfalls wenn es nach dem Willen des Papstes JP2 geht.

Schwangere Frauen, die eine Abtreibung erwägen, befinden sich im Allgemeinen schon in erheblichen Zwangslagen. Die Gesetzeslage in Deutschland läd ihnen schon eine zusätzliche moralische Bürde auf, indem Abtreibungen in Deutschland zwar illegal, unter bestimmten Indikationen aber straffrei sind.

Diese Bürde wurde in den katholischen Beratungsstellen bisher nicht wesentlich gemildert. Eher im Gegenteil, denn laut Papstorder mussten die Beratungsstellen auch bisher schon immer eine Beratung hin zur Austragung und gegen die Abtreibung durchführen. Die neueste Papstorder ist ein Paradebeispiel für das Unschuldspostulat der Kirche: "Wir geben unser bestes zum Seelenheil unserer Schafe, und wenn die nicht auf uns hören, dann waschen wir unsere Hände in Unschuld", im konkreten Fall soll die Bestätigung, dass eine Frau Hilfestellung bei einer Beratungsstelle gesucht hat, mit dem Zusatz versehen werden, dass die Kirche mit der "bösen" Entscheidung, ein Kind nicht auszutragen, nichts zu tun hat. Damit wächst natürlich die moralische Bürde auf den Schultern der Frau weiter.

Ich finde diese Einstellung verlogen. Entweder versuche ich der Frau zu helfen, dann kann ich dies zwar mit einer Tendenz hin zur Austragung des Kindes tun, muss aber eine andere Entscheidung akzeptieren, statt sie zu verdammen. Oder ich verdamme Abtreibung und halte mich dann auch aus dem staatlichen Beratungssystem heraus, weil ich nicht Teil eines Systems sein will, das Abtreibung als Option enthält. Jeder Spagat, beides zu tun ist unglaubwürdig, schadet dem Ansehen der Kirche, schadet den hilfesuchenden Frauen und führt nur zu fruchtlosen Diskussionen. Eindeutig Position zu beziehen ist jedoch so modern wie Nierentische im Wohnzimmer.

1.8.1999 J.R.

 

§218 und die Schwangerschaftsberatung Teil 2: Der Papst hat zwar wieder einen Brief geschrieben, aber wieder hat er nicht die eindeutigen Worte gefunden, die doch so einfach zu finden wären. „Hört auf diese Scheine auszustellen“. Kein Wenn und Aber, keine Bedingungen oder Klauseln. Einfach Schluss damit. Hat aber wieder nicht geklappt. Und die eher liberalen unter den deutschen Bischöfen versuchen den Spagat noch weiter. Ist ja gut gemeint, aber es nützt doch nichts.

Meiner Meinung nach gibt es nur drei Möglichkeiten, die dieser Konflikt aus geht.

  1. Der Papst gibt nach. Das ist wohl nicht zu erwarten.
  2. Die Bischöfe beharren konsequent auf der Beratung. Innerhalb von 4 Jahren werden alle vom Vatikan degradiert, strafversetzt, oder im schlimmsten Fall exkommuniziert. Auch nicht zu erwarten, so viel Stehvermögen gab es nur im Mittelalter.
  3. Die Bischöfe geben klein bei. Extrem wahrscheinlich. Daher frage ich: Warum nicht gleich so?

28.9.1999 J.R.

 

§218 und die Schwangerschaftsberatung Teil 3: Ich glaub’s nicht. Der Papst hat die Ausstellung der Beratungsscheine entgültig verboten. So viel Eindeutige Stellungnahme hätte ich ihm nicht zugetraut. Dass die kirchlichen Schwangerschaftsberatungsstellen jetzt mehr oder weniger alle vor dem Aus stehen, weil sie die staatliche Unterstützung verlieren, dürfte wohl klar sein. Nur ein oder zwei deutsche Bischöfe proben noch den Aufstand. Bald wird alles wieder im Lot sein. Auf der Strecke sind die betroffenen Frauen geblieben. Oder auch nicht, denn nun werden wohl die anderen Beratungsstellen die Lücken füllen, mehr Zweigstellen eröffnen und wohl auch entsprechende Unterstützung vom Staat bekommen. Auf der Strecke ist wohl eher die katholische Moral geblieben, die, von oben diktiert, den seelsorgerischen Auftrag in einem wichtigen Teilbereich aufgegeben hat.

18.12.1999 J.R.

 

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