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Politik in
Deutschland und anderswo
Nach dem Studium der Web-Seiten der verschiedenen Parteien sehe ich mich bestätigt
in meiner Auffassung, dass die heutige Parteienlandschaft nicht Willens oder in
der Lage ist, die Probleme unserer Gesellschaft langfristig zu lösen. Seien Sie
beruhigt, dies ist in den meisten Ländern der Welt genauso. Gründe, dies zu ändern
gäbe es eigentlich genug, wenn der Mensch grundsätzlich dazu in der Lage wäre,
in Zeiträumen von mehr als 10 Jahren zu planen. Dies ist aber nach allgemeiner
Erfahrung normalerweise nicht der Fall.
Eines der dringlichsten Probleme unserer Zeit ist die vom Menschen
verursachte Veränderung der Atmosphäre. Dabei sollte man nicht den Fehler
machen, Teilbereiche auszuklammern. Zu diesem Komplex gehören im Wesentlichen
CO2, Ozonkiller, andere Schadstoffe, die Vernichtung der Wälder,
Überbevölkerung. Die Menschheit ist momentan dabei, den Kohlenstoff, den die
Natur in Millionen von Jahren aus der Atmosphäre gefiltert hat, wieder als CO2
der Atmosphäre zuzuführen. Gleichzeitig reduzieren wir die Fläche der natürlichen
Resource, die noch heute CO2 aus der Atmosphäre entfernt,
des Waldes. Die Problematik ist eigentlich hinreichend bekannt, daher will ich
mich kurz fassen: Wenn wir die Atmosphäre in einen Zustand versetzen, wie er
zur Zeit der Dinosaurier herrschte (oder noch viel früher), dann brauchen wir
uns nicht zu wundern, wenn wir auch das damalige Klima bekommen. Tropische
Temperaturen in Mitteleuropa, starke Klimaschwankungen in Zeiträumen von 100
Jahren und weniger, extremere Wettersituationen wie z.B. Orkane. Weite Teile
Norddeutschlands lagen damals unter dem Meeresspiegel, wie viele andere Küstenregionen
auch.
Die letzten Entwicklungen auf den Klimakonferenzen haben gezeigt, dass kein
weltweiter Konsens zu erreichen ist und es gibt genug Politiker, die die Haltung
Amerikas als Alibi benutzen werden, selbst untätig zu bleiben. Dabei vergessen
sie, dass zwar die USA alleine 25% des weltweiten CO2
Ausstoßes produziert, alle anderen zusammen jedoch 75%. Wenn diese Staaten
handeln würden, ohne Rücksicht auf Amerika, dann könnte einiges bewirkt
werden.
Bei den Ozonkillern haben wir den Wendepunkt bereits verpasst. FCKW's brauchen
etliche Jahre, um bis zur Ozonschicht aufzusteigen. Die Mengen, die die
Ozonschicht bereits erreicht haben, sind klein im Vergleich zu dem, was noch
unterwegs ist, sie waren jedoch groß genug, um die Ozonschicht auf 30% ihrer
normalen Stärke zu reduzieren. Eine einfache Schätzung ergibt, dass die
bereits in der Atmosphäre befindlichen Ozonkiller ausreichen, um die
Ozonschicht zwei bis dreimal vollständig zu vernichten. Da FCKW ausgesprochen
stabile Verbindungen sind, ist mit einer Normalisierung der Ozonschicht erst in
etwa 500 Jahren zu rechnen. Bis dahin werden im Wesentlichen die Spezies der
Pflanzen- und Tierwelt überleben, die sich innerhalb von etwa 10 Jahren
erfolgreich reproduzieren können. Der Mensch kann für sich durch geeignete
lokale Schutzmaßnahmen diesen Zeitraum vermutlich auf 20 bis 30 Jahre
ausdehnen, was jedoch einen erheblichen Aufwand bedeuten wird, den nur
Industriestaaten finanzieren können. Es ist anzunehmen, dass diese Situation
ein erhebliches Kriegspotential enthält.
Die großflächige Vernichtung der Wälder geschieht an drei Fronten
gleichzeitig. Zum einen werden große Flächen in den Staaten rund um den Äquator
gerodet, um den steigenden Platzbedarf des Menschen zu befriedigen. Zusätzliche
Rodungen dienen der Befriedigung des Bedarfes der Industrieländer an Edelhölzern
und Cellulose für Papier und ähnliche Produkte. Die dritte Bedrohung erwächst
dem Wald aus der zunehmenden Verschmutzung der Luft mit Säuren und
stoffwechselschädigenden Verbindungen. Trotz alljährlich wiederkehrender
Lippenbekenntnisse wird eigentlich nichts zur Verbesserung der Situation des
Waldes getan. Selbst die Statistiken des Waldschadensberichtes, die von Leuten
verfasst werden, die eigentlich ein Interesse am Wald haben, sind beschönigend,
weil in ihnen die gestorbenen Waldbestände nicht mehr auftauchen.
Die wachsende Weltbevölkerung gehört ebenfalls zum Komplex Atmosphäre, da
durch wachsenden Platzbedarf Wald gerodet wird, weil die Massentierhaltung,
notwendig zur Ernährung der wachsenden Bevölkerung, einen nicht unerheblichen
Anteil an Ausstoß von Ammoniak und anderen Gasen hat. Eigentlich müsste es
Bestrebungen geben, die Weltbevölkerung langfristig auf erträgliche 2-3 Milliarden
Menschen weltweit zu reduzieren. Aber von solchen Bestrebungen hört man nichts.
Die nationalen Bestrebungen Indiens und Chinas sind da ein begrüßenswerter
Anfang. Statt dessen wird in Deutschland für jedes Kind eine Unterstützung
bezahlt, ganz gleich, ob die entsprechende Familie bedürftig ist oder nicht.
Dies ist nur eines der großen Probleme, denen sich die Politik eigentlich
stellen müsste. Natürlich erfordert dies langfristige Planung, vernetztes
Denken, unbequeme Entscheidungen und internationale Zusammenarbeit, denn es ist
ein weltweites Problem. Aber schon die Lösungsansätze sind nicht weitreichend
genug, um entscheidende Verbesserungen zu erreichen. Nach ausgiebigen Diskussionen
und Einflussnahme diverser Interessenverbände blieb bisher nie genug übrig, um
mehr als einen geringfügigen Aufschub der Gesamtentwicklung zu erreichen.
created by J.
Reuther |
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created 13.06.1998 |
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